"normale" Blattwaage

es gibt davon mindestens zwei verschiedene Varianten:

"Blätter miteinander verschraubt hochkant" und "Blätter auf Halter waagrecht"

 

Es ist erschreckend, wie viele Tutorials und Videos es gibt, die genau diese Art des Auswuchtens zeigen, und es ist ebenso erschreckend, wie viele Kommentare dann lauten: "toll, so mache ich es in Zukunft auch"

Wer alleine mit dieser Methode wuchtet, hat sich (wie ich bis 2018 auch) keine richtigen Gedanken gemacht. 

Alleine so ausgewuchtet wird wahrscheinlich immer zu Vibrationen am Heli führen. (Siehe Effekt 1)

 

Beide Methoden, für sich alleine angewendet, haben den Nachteil, dass sie die Effekte #1 und #2 nicht verhindern können.

Es wird nur das Produkt m*r für beide Blätter gleichgesetzt. Um die Effekte #1 und #2 zu eliminieren, muss vor dem Wuchten nach diesen Methoden die Schwerpunktlage der Blätter angeglichen werden.

 

In Verbindung mit anderen Methoden (Drahtmethode oder Gewicht iterativ angleichen) hat die Blattwaage aber den Vorteil, dass sie sehr hochauflösend ist. D.h. sie erkennt kleinste Unwuchten bzw. kleinste Ausgleichsgewichte. Allerdings gibt es hier auch Unterschiede, die man kennen sollte. Darauf gehe ich weiter unten nochmal ein.

 

Unterscheiden wir erstmal die beiden Prinzipien: 

"Blätter miteinander verschraubt hochkant"

Bei dieser Methode werden die Blätter in der Bohrung miteinander verschraubt und mit der Achse durch die Bohrungen aufgehängt oder aufgelegt.

 

Die Blätter können auf zwei verschiedene Arten verschraubt werden:

Anordnung A: mit den Endleisten auf der gleichen Seite

Vorteil dieser Variante:

Die Waage kann empfindlicher eingestellt werden. Durch Hochknicken der Blätter kann der Schwerpunkt näher an die Achse herangezogen werden. Dadurch macht die Waage bei denselben Unwuchten größere Ausschläge. Wenn aber bereits gut gewuchtet wurde, bleibt die Waage so in einem größeren Bereich stehen und das Ergebnis ist nicht eindeutig. Das kann dann durch mehr paralleles Ausrichten der Blätter wieder optimiert werden. 

 

Anordnung B: mit den Endleisten wie am Rotorkopf auf unterschiedlichen Seiten

Diese Annordnung soll Anleitungen zu Folge zum Feinwuchten verwendet werden. Ziel soll sein, die Blätter parallel zueinander auszurichten und so lange feinzuwuchten, bis der Rotor auf der Waage in jeder Lage stehen bleibt.

D.h. der Gesamt-Schwerpunkt der beiden verschraubten Blätter liegt so nahe am Drehpunkt, dass das Moment, das er erzeugt, nicht mehr die Reibkraft der Waage (besser der Achse in der Lagerung) überwindet. 

 

Das man das jemals hinbekommt wage ich zu bezweifeln. 

Grund: die Blätter haben wahrscheinlich immer einen unterschiedlichen Vorlauf. Werden die Blätter einfach parallel zueinander ausgerichtet, werden die Blätter auf der Vorrichtung nie (Behauptung) überall stehen bleiben (es sei denn die Reibung der Waage ist zu groß) Dazu liegt der gemeinsame Schwerpunkt zu weit von der Achse weg.

Man wird um ein Knicken der Blätter in der Verschraubung nicht herumkommen. Einfach parallel Ausrichten wird wahrscheinlich selten funktionieren.

Meine Meinung: Methode B gar nicht erst versuchen. Hat für mich keinen erkennbaren Vorteil. 

 

"Blätter auf Halter waagrecht"

bei gekauften Blattwaagen werden oft Blatthalter mitgeliefert, auf die Blätter waagrecht angeordnet aufgeschraubt werden können. Sie haben eine Achse, die dann auf die Blattwaage aufgelegt werden kann.

Diese Blatthalter vermittelt den Eindruck, als ob sie die Blätter gleich so auswuchten, wie sie auf dem Rotorkopf verschraubt sind und so zumindest Effekt #1 herausgenommen wird.

Na ja, es ist schon etwas besser als die Blätter ganz ohne Abstand, direkt miteinander verschraubt zu wuchten, aber leider eben nicht perfekt. Der Abstand passt ja zu den meisten Rotorköpfen nicht. 

Weiterhin hat diese Anordnung das Problem, dass die Empfindlichkeit nicht einstellbar ist. Sie wird durch die Blattdicke, Blattgewicht, und die Auslegung des Blatthalters vorgegeben.

Außerdem biegen sich in der Ausrichtung die Blätter durch ihr Eigengewicht nach unten, was, je nach Gleichheit der Biegung der Blätter, zu falschen Wuchtergebnissen führen kann und die Waage übrigens gleich nochmal stabiler und damit unempfindlicher macht.

Weiterhin müssen die Blätter irgendwie gleich zur Vorrichtung ausgerichtet werden. Wenn die Blätter nicht parallel zueinander und zum Blatthalter liegen, werden die Wuchtergebnisse wieder verfälscht.

Mein Meinung: auch diese Anordnung gar nicht erst versuchen.  

 

 

 

Lagerung der Achse:

Bei allen o.g. Varianten gibt es wieder verschiedenste Möglichkeiten der Lagerung. Diese beeinflussen die Genauigkeit der Waage. 

Die Waage muss, wenn sie sehr gute Ergebnisse liefern soll, eine möglichst kleine Reibung zwischen der Achse und der Lager haben.

 

Magnetlager:

Das wird bei vielen Waagen dadurch gelöst, dass man die Achse quasi schwebend zwischen zwei Magneten hält. Hier wirkt dann nur die Reibung der Spitze(n), die auf einem oder beiden Magneten dreht. Ich denke, es gibt keine Diskussion darüber, dass das wohl die reibungsärmste Lagerung sein muss. Allerdings hat diese Lagerung den Nachteil, dass nur Blätter bis ca. 600mm ausbalanciert werden können. Größere Blätter werden zu schwer für die Magnete. Meine 600er Blätter (jeweils ca. 122g) lassen sich gerade noch so auf meiner Magnetwaage aufhängen.

 

Kugellager:

Die nächste Möglichkeit, die diese Waagen bieten, ist eine Kugellagerung.

Auch hier versucht man die Reibung so klein wie möglich zu halten. Kleine Lager, idealerweise nicht gefettet minimieren die Reibung recht gut.

Allerdings macht sich hier der kleine Außendurchmesser der Lager evtl. negativ bemerkbar. Manche Vorrichtungen haben deshalb zusätzlich große Räder auf denen die Achse dann liegt. Ob das so viel Mehrgewinn bringt kann ich nicht beurteilen.

 

zwei Gläser:

Fortsetzung folgt...

 

 

 

 

 

 

weiter zu "Drahtmethoden"

zurück zu "bisher empfohlene Methoden"